Medikamente
Zu den etablierten Therapieoptionen gehören die Therapie mit einem synthetischen Derivat eines körpereigenen Hormons und VWF-Konzentrate – mit und ohne FVIII (aus Blutplasma gewonnen oder rekombinant hergestellt) – sowie adjuvante Therapien wie das Antifibrinolytikum Tranexamsäure.17
Vor allem bei Patient:innen mit VWS Typ 3 kann es zu spontanen oder traumatisch bedingten Muskel- und Gelenkeinblutungen kommen4,10, die mit starken Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einer Synovitis (Entzündung der Gelenkschleimhaut) assoziiert sind.11 Wiederkehrende Einblutungen können langfristig zu einer hämophilen Arthropathie führen.11 Bei Patient:innen mit VWS Typ 1 und Typ 2 treten solche Einblutungen nur sehr selten auf.4
Synthetisches Derivat
Das synthetische Derivat eines antidiuretischen Hormons stimuliert die Freisetzung von körpereigenem VWF sowie FVIII aus endothelialen Speichern und erhöht vorübergehend deren Konzentration im Blut. Es wird bei Patient:innen mit geringer Blutungsneigung mit VWE vom Typ 1 und den Subtypen 2A, 2B, 2M in der Regel als Nasenspray oder intravenös eingesetzt.13
VWF-Konzentrate
VWF-Präparate führen den fehlenden oder mangelhaften VWF von außen zu. Sie werden intravenös verabreicht und vor allem bei Patient:innen mit den Typen 3 und 2 (2A, 2B, 2M) eingesetzt wenn die Therapie mit dem synthetischen Derivat nicht ausreichend wirkt oder nicht indiziert ist. Durch die Substitution des Von-Willebrand-Faktors wird der FVIII-Mangel korrigiert, der als Folge des VWF-Mangels entstanden ist.
- Aus Blutplasma gewonnenes VWF-Konzentrat
Ein Konzentrat enthält sowohl VWF als auch FVIII und ist besonders für Patient:innen geeignet, die eine rasche Plasma-Clearance (Abbau) von FVIII und VWF aufweisen und für solche, die wiederholte Infusionen benötigen.13 Eine weitere Variante ist weitgehend frei von FVIII und weist daher ein viel höheres VWF:RCo/FVIII:C-Verhältnis auf als plasmatische Produkte mit FVIII. Dies kann sinnvoll sein für Patient:innen mit erhöhten Risikofaktoren, da ein geringerer FVIII-Gehalt einer übermäßige Anreicherung von FVIII vorbeugt.13 - Rekombinanter VWF
Aufgrund des Herstellungsverfahrens weist er eine lange Halbwertszeit auf. Zudem enthält er nur Spuren von FVIII und kann auch für Patient:innen mit erhöhten Risikofaktoren eine Option darstellen, da eine übermäßige Anreicherung von FVIII verhindert wird.13
Antifibrinolytika
Antifibrinolytika wie Tranexamsäure hemmen die Fibrinolyse und verhindern bzw. verzögern so die Auflösung von Thromben (Blutgerinnseln). Antifibrinolytika werden oral, nasal, intravenös, lokal verabreicht und können z. B. leichte Schleimhautblutungen wie Nasenbluten stoppen.4
Hormonelle Verhütungsmethoden
Bei Frauen mit VWS und Menorrhagie kann die Verwendung von hormonellen Verhütungsmethoden, wie kombinierte orale Kontrazeptiva (Pille) oder Levonorgestrel-freisetzende Intrauterinsysteme (Hormonspiralen), dazu beitragen, schwerwiegende Menstruationsblutungen zu reduzieren.17