Eine gesicherte Diagnose inkl. Bestimmung des Phänotyps (Hämophilie A oder B) stellt die Basis für eine optimale Behandlung dar – bei schweren Formen kann diese lebensrettend sein. Da verschiedene, zum Teil sehr seltene Gerinnungsstörungen ähnliche Symptome aufweisen können, ist eine korrekte und möglichst frühzeitige Diagnose von entscheidender Bedeutung.1,2

Wie wird Hämophilie diagnostiziert?

Die Rolle von FVIII und FIX in der sekundären Hämostase

In der Blutgerinnungskaskade spielen der Gerinnungsfaktor VIII (FVIII) und IX (FIX) eine zentrale Rolle. Ein Defizit an FVIII oder FIX führt zu einem verlangsamten Verschluss von Gefäßverletzungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Blutungen.2,3 Detaillierte Informationen darüber, wie die Hämostase funktioniert, finden Sie hier.

Verdachtsmomente, um eine Diagnose einzuleiten, sind daher insbesondere:

  • Rezidivierende, ungeklärte Blutungen
  • Frühe Symptome von Gelenkblutungen bei Kindern: Bei Kindern unter 2 Jahren zeigt sich ein hoher Schweregrad auch in Form häufiger blauer Flecke und Nasenbluten sowie einer erhöhten Blutungsneigung bei medizinischen Prozeduren wie z. B. der Fersenblutentnahme bei Neugeborenen.1,2
  • Positive Familienanamnese: wurde bereits bei Familienmitgliedern eine Hämophilie diagnostiziert, ist eine Abklärung unter Umständen auch ohne oder bei leichter Blutungssymptomatik sinnvoll. So sind potenzielle Konduktorinnen zwar häufig symptomfrei, können jedoch z. B. im Rahmen der Familienplanung getestet werden.1

Ausführliche Informationen über Symptome bei Hämophilie finden Sie hier.

Die Differenzialdiagnose gliedert sich in drei Bereiche, die meist chronologisch erfolgen: Beurteilung des klinischen Bildes, Screeningtests zum allgemeinen Gerinnungsstatus sowie eine erweiterte Labordiagnostik, bei der vor allem die Quantität und die Qualität der Gerinnungsfaktoren bestimmt werden.1

Klinisches Bild

Mithilfe von körperlichen Untersuchungen können akute Blutungssymptome beurteilt werden. Eine ausführliche Blutungsanamnese kann am besten per Fragebogen und unter ärztlicher Anleitung erfolgen.2 Ergibt zudem die Familienanamnese Hinweise auf eine Blutungsneigung, ist eine Blutgerinnungsstörung wahrscheinlich.

Labordiagnostik

Hämophilie A und B verursachen eine verlängerte Blutgerinnungszeit. Daher konzentriert sich die Basisdiagnostik vor allem auf die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Sie kann durch gezielte Gerinnungstests wie die Bestimmung der Thromboplastinzeit (TPZ) sowie der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) erfolgen. Da z. B. auch das Von-Willebrand-Syndrom (VWS) die Blutgerinnung beeinträchtigen kann, wird zusätzlich die Thrombozytenzahl bestimmt, die bei der Hämophilie in der Regel im Normbereich liegt, und ggf. eine Thrombozytenfunktionsdiagnostik durchgeführt.2

Weisen die Ergebnisse auf eine Blutgerinnungsstörung hin und fällt auch die Blutungsanamnese positiv aus, ist eine weiterführende Diagnostik in einem spezialisierten hämostaseologischen Zentrum angezeigt.2

Zu den Behandlungszentren

Der Verdacht auf Hämophilie kann mithilfe spezieller Labortests gesichert und spezifiziert werden. Da Hämophilie in der Regel durch einen Mangel des FVIII (Hämophilie A) oder des FIX (Hämophilie B) gekennzeichnet ist, liegt der Fokus auf der Bestimmung der Aktivität und der Konzentration von FVIII und FIX.1

Zudem können – je nach Verdacht und Ergebnis der Basisdiagnostik – für die weitere Differenzialdiagnostik Fibrinogen-Spiegel, Thrombinzeit (TZ) und D-Dimere bestimmt werden. Ebenso werden die Aktivitäten weiterer Einzelfaktoren, bspw. FV oder FXIII, gemessen.2

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Genetische Untersuchungen

Mutationen auf den Gerinnungsfaktoren FVIII oder FIX lassen sich über genetische Analysen ermitteln. Molekulargenetische Testverfahren bestehen aus einer Kombination aus Gen-spezifischen Tests (Einzelgentests, Multigen-Panel) sowie umfassenden genomischen Tests (Exom-Sequenzierung, Genomsequenzierung). Eingesetzt werden dazu vor allem Polymerase-Kettenreaktion (PCR), Sanger-Sequenzierung oder Next-Generation-Sequencing (NGS).4,1

Bei schwangeren Konduktorinnen können im Rahmen der Pränataldiagnostik über eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) oder über eine Chorionzottenbiopsie (Mutterkuchenpunktion) Zellproben entnommen und analysiert werden.1

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Referenzen

  1. Srivastava A, et al.: WFH Guidelines for the Management of Hemophilia, 3rd edition. Haemophilia. 2020:00: 1–158. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1111/hae.14046 (abgerufen am: 28.09.2023).
  2. Luxembourg B, Krause M, Lindhoff-Last E: Basiswissen Gerinnungslabor; 2009. Verfügbar unter: www.aerzteblatt.de/archiv/64186/Basiswissen-Gerinnungslabor.
  3. Childers, KC, Peters, SC, Spiegel, PC: Structural insights into blood coagulation factor VIII: Procoagulant complexes, membrane binding, and antibody inhibition. J Thromb Haemost. 2022; 20: 1957-1970. Verfügbar unter: doi: 10.1111/jth.15793 (abgerufen am: 25.09.2023).
  4. Konkle BA, Nakaya Fletcher S. Hemophilia A. 2000 Sep 21 [Updated 2023 Jul 27]. In: Adam MP, Feldman J, Mirzaa GM, et al., editors. GeneReviews® [Internet]. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; 1993-2023. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1404/

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